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Scheidemann: Choralfantasien
Scheidemann: Choralfantasien
Rezension der neuen Urtext-Ausgabe bei Breitkopf

Heinrich Scheidemann: Choralfantasien für Orgel

Breitkopf & Härtel Urtext | Herausgeber: Oieter Dirksen
EB 8938

Heinrich Scheidemann, Schüler des Niederländischen „Organistenmachers“ Jan Pieterszoon Sweelinck, führt in seinen Choralfantasien die Variationskunst und gestalterische Fantasie seines berühmten Lehrers fort, und darf durch die Qualität seiner Kontrapunktischen Arbeit und die Mannigfaltigkeit der vollen Ausnutzung des Potentials der Norddeutschen Barockorgel durchaus als „Vater der Choralfantastie“ gelten.

Sechs der im vorliegenden Band beinhalteten Fantasien können als gesichert dem Komponisten Scheidemann zugeschrieben werden, bei dreien der vorhandenen Einzelüberlieferungen ist die Autorenschaft Scheidemanns sehr wahrscheinlich. Nichtsdestotrotz handelt es sich um Werke allerhöchster Gestaltungskraft und Ausdrucksweise, die auch von nebenamtlichen Organisten mit etwas Übeaufwand gut bewältigt werden können.

Für die Darstellung von Vorteil ist eine mindestens zweimanualige Orgel, rechnet Scheidemann doch oftmals mit dem dialogischen Gebrauch von Oberwerk/Werck und Rückpositiv; wichtig wäre, dass ein bis zwei charakteristische Zungenstimmen vorhanden wären oder auch Register wie Sesquialtera oder z.B. Quinte 1 1/3′ oder Waldflöte 2′ für Diskant-Soli. Gerade mit farbigen Solozungen können die – oftmals vom Bass in den Sopran wechselnden – Soli gut dargestellt werden, wie Dirksen auch in seinen Anmerkungen trefflich vorschlägt.

Druck, Papierqualität und Verarbeitung sind tadelllos, der Umschlag weist sogar eine leichte Beschichtung auf, die gelegentliche „Regentropfen“ oder Flüssigkeitsflecken abweist – sehr praktisch.

Da die vorliegende Ausgabe nach den neuesten Erkenntnissen der Quellenforschung erstellt wurde und preislich sehr günstig liegt betreffs Preis-/Leistungsverhältnis, ist diese neuen und gelungene Publikation eine weitere willkommene Bereicherung in Breitkopfs Reihe mit Norddeutscher Orgelmusik.

Thomas Haubrich, im November 2022

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Veröffentlicht von Thomas Haubrich
Thomas Haubrich, sprengt als Organist und Dirigent gerne Grenzen. Im Im thurgauischen Amriswil als Kirchenmusiker tätig, betreut er vielfach Orgelbauprojekte und gibt Konzerte im In- und Ausland.