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César Franck: Douze pièces pour orgue
César Franck: Douze pièces pour orgue
D’un clavier à l’autre

Edition Musique en Wallonie

„Ich habe ein großes Stück für Orgel komponiert, das ich Choral nenne. Es ist ein Choral, aber mit viel Fantasie“ – so schreibt Meister Franck selber über seine Trois Chorals.

Anlässlich des „César Franck-Jahres 2022“ legt die Edition „Musique en Wallonie“ eine Gesamteinspielung der zwölf grossen Orgelstücke des Jubilars vor, eingespielt von einer Organistin und zwei Organisten an zwei ganz unterschiedlichen Instrumenten der französischen Romantik.

Die Organistin Cindy Castillo und die beiden Organisten Joris Verdin und Bart Verheyen haben sich für ihre Franck-Einspielung einerseits die Cavaillé-Coll Orgel von Notre-Dame d’Épernay ausgesucht, die in die Zeitperiode der ersten „Six Piéces“ fällt und welche ein ganz ähnliches, eher kleines Schwellwerk wie Francks „Récit“ in Ste-Clotilde aufweist, andererseits die wesentlich grössere Orgel der Église du Temple-Neuf in Strassburg, ein Instrument von Joseph Merklin, das den Werken der späteren Schaffensperiode des Meisters entgegenkommt, und mit dessen Erbauer Franck in freundschaftlichem Austausch stand.

Die drei Organisten haben jeweils einen unterschiedlichen Zugang zu Francks Musik, was dem Ganzen jedoch keinen Abbruch tut, sondern die Vielfalt der Interpretation auf dieser Doppel-CD eher belebt und abwechslungsreicher macht. Zu bemerken ist allerdings, dass hier und da – im Vergleich zu anderen Interperten und Aufnahmen – doch recht zügige Tempi gewählt werden, was beim ersten Hören erstaunt, jedoch mit der These der originalen Metronomangaben Francks, sowie dem eher „pianistischen“ Zugriff des Komponisten begründet wird. Mit Letzterem geht dann auch die – jedoch wohltuende – sensible Behandlung des Rubato konform, die erst später durch die strengere Widor-Dupré-Schule eine Einschränkung erfuhr.

Die beiden – in ihrer Art klanglich relativ unterschiedlichen – symphonischen Orgeln bieten das ideale Medium für die insgesamt musikalisch und interpretatorisch gelungene Präsentation der drei Interpreten, wobei mir der Choral a-moll am besten gefallen hat. Ein mehrsprachiges, ausführliches Textheft mit dazu noch reicher Bebilderung rundet den positiven Gesamteindruck ab.

Thomas Haubrich, im Dezember 2022

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Veröffentlicht von Thomas Haubrich
Thomas Haubrich, sprengt als Organist und Dirigent gerne Grenzen. Im Im thurgauischen Amriswil als Kirchenmusiker tätig, betreut er vielfach Orgelbauprojekte und gibt Konzerte im In- und Ausland.