/
/
/
Vivaldi „Vier Jahreszeiten“ – einmal anders
Vivaldi "Vier Jahreszeiten" - einmal anders

Eine aufsehenerregende neue Aufnahme des Klassikers bei MDG

Antonio Vivaldi «Le quattro stagioni» & Concerto a-moll

David Gorol (Violine) und Theophil Heinke (Trost-Orgel Waltershausen)

Musikproduktion Darbringhaus & Grimm MDG 903 2264-6

Es gibt CDs, die möchte man bereits nach drei Minuten wieder aus dem CD-Player nehmen – und es gibt CDs, die kann man gleich komplett dreimal hintereinander hören, ohne dass das Zuhören langweilig wird. Die neue Vivaldi-CD von MDG und dem Duo Gorol/Heinke gehört ganz sicherlich zu letzter Kategorie. Ausgehend von der besonderen Eignung Mitteldeutscher Barockorgeln für die Begleitung von Kantaten, Motetten und Figuralmusik („Spielen in die Orgel“), und der in der Alten Musikszene erfreulicherweise immer weitergreifenden Tendenz, wieder vermehrt „grosse“ Orgeln als Continuo-Instrumente zu benutzen, entwickelte das Duo Gorol/Heinke den Wunsch, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ an der barock-orchestral reichhaltigst ausgestatteten Trost-Orgel in Waltershausen zu realisieren. Der Organist Theophil Heinke ist dort als Kirchenmusikdirektor und Orgelsachverständiger tätig, und kennt das barocke Schmuckstück in- und auswendig, was man auch an der unglaublich wendigen und farbenreichen Handhabung der Registrierung in jedem Takt spüren kann. Dies geht mitunter so weit, dass man die lebendig ansprechenden Streicherstimmen, Grundstimmen und Flöten der Orgel nicht mehr von einem waschechten Barockorchester unterscheiden kann – beispielsweise im Allegro di molto des „Winters“ – absolut verblüffend. Der zweifache Violinenpart im ebenfalls aufgenommen a-moll-Concerto wurde von David Gorol für „nur“ eine Violine bearbeitet: stellenweise vermeint man hier zwei Geigen gleichzeitig zu hören! Einziges Manko der CD: die Registrierungen sind leider nicht – wie eigentlich sonst oft üblich bei MDG – im Text enthalten, so entgeht dem Kenner leider die überragende Heinke’sche Registrierkunst.
Das ist aber auch schon das einzig Negative an dieser beglückenden und wirklich sensationell guten Produktion: kaufen und geniessen – am besten bei einem guten italienischen Rotwein!

Thomas Haubrich, im Oktober 2022

Anzeige

Wir vom Orgelportal freuen uns jederzeit über kreative, spannende, interessante oder humorvolle Beiträge über alles, was die Königin der Instrumente betrifft. Schicke uns hier deinen Themenvorschlag oder nehme Kontakt auf, falls du einen Artikel beitragen möchtest.

Wichtig (!): das Fotomaterial muss hochwertig aufgelöst und qualitätvoll sein – und das Copyright muss geklärt und genau bezeichnet sein.

Dir hat dieser Artikel gefallen? Dann teile ihn gerne mit deinen Orgelfreund:innen.

Beitrag teilen

Facebook
Twitter
Email
LinkedIn
WhatsApp
Veröffentlicht von Thomas Haubrich
Thomas Haubrich, sprengt als Organist und Dirigent gerne Grenzen. Im Im thurgauischen Amriswil als Kirchenmusiker tätig, betreut er vielfach Orgelbauprojekte und gibt Konzerte im In- und Ausland.